Eliguskapelle: Kriegergedächtnis vor Barockaltar

Die Argenstraße hochkommend grüßt uns ein harmonisches Ensemble: Hinter der Friedenseiche von 1871 ragt die Eligiuskapelle von 1748 auf, mit ihrem hoch im Geäst versteckten Zwiebeltürmchen, und dahinter zeigen sich schützend Giebel und Weltkugelturm der kath. Kirche. Von der Kirchstraße aus kontrastieren Rundungen und Gesimse der Kapelle lebhaft mit der nüchternen Pfarrkirche von 1937. Treten wir jedoch aus dieser heraus, so zeigt uns die Kapelle den Rücken, die Chorseite mit einem kleinen Rundfenster, in dem innen der Heilige Geist schwebt. Und vom Marktplatz aus zeigt sie sich in voller Größe, geziert von der 1780 aufgemalten Sonnenuhr.Im Portalbogen finden wir zwischen dem Baujahr das Wappen der Herrschaft Montfort, das auch unser heutiges Gemeindewappen prägt.

1954-58 wandelte der "Krieger- und Soldatenverein" die Kapelle in eine Gedenkstätte um, die gleichwohl noch vom ausladenden Marien-Altar beherrscht wird. Davor steht nun, in einem leicht vertieften Mosaikrund, ein schlichter Sandsteinwürfel mit Szenen aus der Passion und Auferstehung Christi, die der Kressbronner Bildhauer Berthold Müller-Oerlinghausen gestaltet hat. An den ausschwingenden Seitenwänden erinnern Stelen an die Opfer beider Weltkriege, zu deren Namen in einer Glasvitrine erschütternd kurze Biographien kommen. Darüber haben zwei frühere Gedenkreliefs Platz gefunden: Ein Soldat mit abgenommenem Helm und eine antik-frühchristlich gewandete Frau mit fast verlegen gehaltenem Siegeskranz verwandeln individuellen Schmerz in Trauerposen: "Mit Gott für's Vaterland" 

Der solitär im Chor stehende, original erhaltene Barockaltar mit seinen marmorierten Säulen und offenen Arkadenbögen empfängt uns wie eine lebendige Bühne. Zwei gestenreiche Heilige weisen von außen auf die von Putten umspielte Maria Immaculata im Strahlenkranz. Kräftige Voluten heben sie über den goldenen Tabernakel mit Christus am Kreuz, und Roncaillen verdichten sich über ihr zu einem flammenden Baldachin. Darüber umschließt der spätbarocke Altaraufbau auch das schon erwähnte Rundfenster, in dem wir nun die Taube sehen vor dem gläsernen Zeichen der Dreifaltigkeit.

Und wer sind die beiden so dominant am Rande stehenden Heiligen? 
Im Lederschurz des Schmieds, wendet sich der hl. Eligius uns bzw. dem Altarinneren zu. Konträr zu ihm sehen wir rechts einen jungen Mann im schwarzen Abtsgewand, zartgesichtig mit verzücktem Blick zur Madonna und zu feingliedrig fast für die grobe Kette in seiner Hand: den heiligen Leonhard. Hüben also den erdverbundenen Handwerker, drüben den himmelwärts gerichteten Geistlichen; - zwei Menschen aus scheinbar ganz unterschiedlichen Lebensbereichen, und doch verbunden in ihrem Glauben, in ihrer Zeit (5./6. Jhdt.), in ihrer noblen französischen Heimat - und in ihren Patronaten: Eligius -"der Auserwählte" - war zwar Goldschmied, doch frommer Volksglaube machte ihn bald auch zum Patron der Hufschmiede und aller, die sonst noch mit Pferden zu tun hatten: der Sattler und Kutscher, der Bauern und Knechte. Leonhard - "der Löwenstarke" - kümmerte sich um Gefangene, deren Ketten sich beim bloßen Anrufen seines Namens lösten. Gläubige Bauern aber brachten die Ketten bald mit ihrem Vieh im Stall in Verbindung und machten Leonhard zu ihrem Schutzpatron.
Die beiden äußerlich so unterschiedlichen Heiligen fanden beide zu höchsten kirchlichen Ämtern, ergänzen sich in ihren landwirtschaftlichen "Zuständigkeiten" und bieten hier den Gläubigen gleichermaßen ihre Mittlerdienste an, indem sie jeweils auf die größere Fürsprecherin verweisen, die Mutter Gottes, die ihrerseits auf das Geschehen unter ihr zeigt, auf ihren gekreuzigten Sohn und die Wandlung am weißgedeckten Altartisch und - wenn wir davorstehen - auf uns. 
Lorenz L. Göser